Deutschland wird zukünftig mehr Pflegekräfte brauchen. Auch die Anforderungen an die Pflegekräfte wandeln sich und damit die Anforderungen an die Ausbildung derer. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Müller verschaffte sich im Rahmen eines Besuchs der Gelnhäuser Akademie für Gesundheit einen Überblick darüber, wie die Akademie mit den veränderten Rahmenbedingungen für die Pflegeausbildung umgeht und welche Chancen sich zukünftig für die Pflegefachkräfte, aber auch für die an der Ausbildung beteiligten Institutionen ergeben.
Die Akademie für Gesundheit ist eine Einrichtung der Main-Kinzig-Kliniken und zählt zu den großen Schulen im Gesundheitswesen in Hessen. Unser Anspruch ist es, jungen Menschen auf qualitativ hochwertige und praxisorientierte Weise zu professionellem und damit zu verantwortlichem Handeln im Arbeitsfeld Gesundheit und Pflege zu qualifizieren, so Elisabeth Gottschalk, Leiterin der Akademie. Neben ihr nahmen auch Dieter Bartsch, Geschäftsführer der Main-Kinzig-Kliniken, der stellvertretende ärztliche Direktor Prof. Dr. Dirk Meininger sowie Pflegedienstleiter Klaus Weigelt an dem Informationsgespräch teil. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels legen wir Wert darauf, uns permanent dem bestehenden Bedarf anzupassen, so Gottschalk. Bereits heute zählt die Gelnhäuser Akademie rund 200 Auszubildende und diese Zahl wird zukünftig weiter ansteigen.
Auch inhaltlich tut sich so Einiges denn der Pflegeberuf wandelt sich. So hat der Gesetzgeber kürzlich beschlossen, die bisherigen drei Ausbildungen in der Altenpflege, der Krankenpflege sowie der Kinderkrankenpflege ab dem Jahr 2019 in ein neues einheitliches Berufsbild zusammenzuführen. Diese sogenannte generalistische Pflegeausbildung hat zum Ziel, Nachwuchskräfte breiter als bisher zu qualifizieren und sie damit auf einen möglichen Einsatz in allen Arbeitsfeldern der Pflege vorzubereiten. Nach einer zweijährigen einheitlichen Pflegeausbildung kann die Ausbildung im dritten Jahr entweder einheitlich oder mit einem Schwerpunkt fortgesetzt werden, alternativ können die Auszubildenden im Bereich der Alten- bzw. Kinderkrankenpflege den klassischen Abschluss wählen. Ich begrüße es, dass bei der wichtigen Reform der Pflegeausbildung Einigkeit erzielt werden konnte, so Bettina Müller. Mit dem Kompromiss habe man einen gangbaren Weg gefunden, der den vollständigen Übergang in die generalistische Ausbildung zwar verlängere, aber für den überwiegenden Teil der Auszubildenden die neue gemeinsame Ausbildung zur Regel macht. Wegen des steigenden Anteils hochbetagter Patienten in den Kliniken sei der Erwerb altenpflegerischen Wissens für die Krankenpflege immer wichtiger: Kranken- und Altenpflege wachsen immer weiter zusammen entsprechend muss sich auch das Berufsbild wandeln, erklärte die Politikerin.
Um die hohe Qualität der Ausbildung zu gewährleisten, legt die Akademie für Gesundheit schon heute Wert auf eine breite praktische Ausbildung in den Main-Kinzig-Kliniken, aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Kliniken und Institutionen. Im Hinblick auf die gesetzliche Neuregelung hat sich besonders die Kooperation mit dem Aus- und Fortbildungsinstitut für Altenpflege, einer Einrichtung der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises, bewährt, so Gottschalk: Im Rahmen der Weiterbildung neuer Praxisanleiter übernehmen beide Träger schon seit mehreren Jahren gemeinsam Verantwortung für die Weiterbildung junger Menschen. Durch diesen Blick über den Tellerrand in das jeweilige andere Pflege-Arbeitsgebiet und die innovativen Impulse wird der Beruf enorm bereichert.
Neue Impulse setzt die Akademie für Gesundheit unter anderem auch mit der Schaffung neuer Ausbildungsangebote. So wird beispielsweise ab 2018 ein Teilzeit-Ausbildungsgang in der Gesundheits- und Krankenpflege angeboten, welcher sich vor allem an Eltern und Alleinerziehende richtet. Außerdem startet ab Herbst diesen Jahres der Kurs Anästhesietechnischer Assistent (ATA) ein Ausbildungsangebot, das es bisher nur an rund 20 Schulen deutschlandweit gibt.
Hinsichtlich der anästhesie- und operationstechnischen Berufe zeigte sich Bettina Müller enttäuscht, dass in der laufenden Wahlperiode kein Anlauf für ein Berufsgesetz unternommen wurde. Ein bereits vor Jahren vom Bundesrat vorgelegter Gesetzentwurf schmore noch immer im Bundesgesundheitsministerium. Zur Reform der Pflegeberufe und der anstehenden Reglungen zu Personaluntergrenzen hätte ein Berufsgesetz für die operationstechnische Assistenz gut gepasst, erklärte die SPD-Politikerin, die in Berlin Fachberichterstatterin ihrer Fraktion für die Gesundheitsberufe ist. Mit den Vertretern der Main-Kinzig-Kliniken und der Akademie war sich Müller einig, dass die Weiterentwicklung der Operationstechniken immer höhere Anforderungen an das Fachpersonal stellt. Aufgrund der Komplexität ist eine grundständige, bundesweit einheitlich geregelte Spezialausbildung überfällig, sagte Müller.
In ihrer politischen Arbeit setzt sich Müller immer wieder dafür ein, dass Pflegekräfte für ihre Arbeit besondere Wertschätzung erhalten und in ihrer Rolle gestärkt werden. Die Weiterentwicklung und Aufwertung pflegerischer Berufe ist unabdingbare Voraussetzung dafür, mehr junge Menschen an dieses wichtige Berufsfeld heranzuführen, ist sie sich sicher. Durch das moderne und anpassungsfähige Ausbildungskonzept sei die Gelnhäuser Akademie für Gesundheit gut auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet, so die einhellige Meinung der Gesprächsteilnehmer. Von Einrichtungen, die eine hohe Ausbildungsqualität sicherstellen, profitieren nicht nur die pflegerischen Nachwuchskräfte, sondern letztlich die zahlreichen Menschen, die Betreuung und Zuwendung bedürfen, sei es durch Alter oder Krankheit, so Bettina Müller abschließend.